Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Die Rede ist vom „Baukindergeld“, dem geplanten Hausbau-Förderprogramm der großen Koalition. Familien mit Kindern, die zum ersten Mal eine Immobilie kaufen oder bauen, sollen damit finanziell entlastet werden.
Doch was im Einzelfall tatsächlich helfen und finanzielle Erleichterung schaffen kann, muss mit Blick auf die gesamte Wohnraumsituation in Deutschland nicht unbedingt sinnvoll sein. Das durch Steuergelder finanzierte Förderprogramm läuft an vielen Stellen ins Leere, setzt die falschen Anreize und wird die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt nicht lösen können.
Wer kriegt wann was?
Um in das entsprechende Raster zu fallen, darf das zu versteuernde Familieneinkommen nicht mehr als 75.000 € betragen. Wer darüber liegt, erhält kein Baukindergeld. Zusätzlich zu diesem Grenzwert kommt noch ein Freibetrag von 15.000 € für jedes Kind. Bei einer vierköpfigen Familie mit zwei Kindern erhöht sich damit die Summe des zu versteuernden Jahreseinkommens, bis zu der ein Anspruch auf das neue Kinderbaugeld besteht, auf 105.000 €. Nach den Angaben der Großen Koalition gibt es Baukindergeld in Höhe von 1.200 € für jedes Kind pro Jahr. Und das über einen Zeitraum von bis zu 10 Jahren. Bei einer vierköpfigen Familie kann damit ein Betrag von 24.000 € zusammenkommen.
Voraussichtlich kann mit der Beantragung des Baukindergelds im Herbst begonnen werden. Am 27. Juni 2018 hat die Große Koalition die Gesetzesvorlage für das Baukindergeld formuliert und alle wichtigen Eckdaten endgültig festgelegt. Wann das gesamte Gesetzgebungsverfahren abgeschlossen ist, ist jedoch ungewiss.
Zu teuer und zu wenig
Bei genauem Betrachten spricht aber einiges gegen die Einführung eines solchen Förderprogramms. Hier lohnt ein Blick auf das Stadt-Land-Gefälle. Die Preise sind in den Städten durchweg höher als an ihren Rändern oder auf dem Land. Familien mit mittlerem Einkommen, die in das Raster der Baukindergeldförderung fallen werden sich in der Hauptsache auf dem Land nach Baugrund umschauen. Dort, wo die Preise für sie erschwinglich sind. In Städten und Ballungszentren hingegen ist ein Kauf oder Neubau aktuell auch mit Baukindergeld nicht zu finanzieren. Damit wird der Neubau in den ländlichen Regionen angekurbelt, genau dort, wo Gemeinden und Kommunen seit Jahren einen hohen Immobilienleerstand beklagen.
Wenn das Baukindergeld demnach zu einem Anstieg der Neubauten in ländlichen Regionen führt, wird sich das mittelfristig auch auf die Zusammensetzung der Immobilienpreise auswirken. Bei knapper werdendem Bauland läuft der Verbraucher Gefahr, dass Bauunternehmer das Baukindergeld in die Gesamtkalkulation der Immobilienpreise mit einfließen lassen und es dadurch zu einer signifikanten Erhöhung kommt.
Die erklärte Absicht, die hinter dem Baukindergeld steckt, ist es, dass der Traum vom Eigenheim für mittelständische bis einkommensschwache Familien ermöglicht werden kann. Allerdings ist die Höhe der Förderung allenfalls für das teilweise Abzahlen eines Immobilienkredits ausreichend. Es hilft jedoch nicht beim Aufbau des Eigenkapitals. Nach wie vor müssen daher einkommensschwache Familien das Eigenkapital aus eigener Kraft aufbringen. Da dies jedoch dem betroffenen Personenkreis gerade nicht möglich ist, läuft der Sinn und Zweck des Baukindergeldes ins Leere.
Sowohl der Bundesrechnungshof als auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) loben die Absicht, halten aber die Art der Umsetzung für nicht wirkungsvoll und zu teuer.
Fazit: Wer sich im Angesicht der gestiegenen Immobilienpreise kein Eigenheim leisten kann, dem hilft leider auch das Baukindergeld nicht weiter.